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So fühlt sich Sterben an ?

by Masrur


Sheena: "Außerdem habe ich sowieso zu viel Angst vor dem Tod, vor dem Schmerz denn man davor und die ewige Bewusstlosigkeit die man danach ertragen muss."



03.01.2012, 03:20 - 03:23
Um 02:07 ins Bett und relativ schnell eingeschlafen.

Etwa um 03:20 wurde ich plötzlich von einem kurzen Klingeln an der Tür aus dem Schlaf geschreckt und war sofort hell wach. Während ich, halb aufgerichtet, mich auf dem rechten Ellbogen abstützend, angespannt wartend, dass es jeden Moment erneut klingeln würde, damit ich dem Übeltäter an die sprichwörtliche Kehle fahren konnte, als mir plötzlich bewusst wurde, es konnte ja gar nicht geklingelt haben, weil ich die Klingel abgestellt hatte.

Ich bemerkte, wie mein Körper plötzlich - immer stärker - zu kribbeln, zu vibrieren begann. Kaum, dass ich mir dessen bewusst wurde, spürte ich tief hinter meiner linken Schläfe einen nadelfeinen Stich der doch so intensiv war, dass ich mit meiner linken Hand automatisch auf diese Stelle drückte. Nach diesem eigenartigen Gefühl wurde ich sofort noch hellwacher, wenn das überhaupt möglich ist.

Augenblicke später wurde mir plötzlich bewusst dass um mich herum eine tiefe, dunkle Schwärze war. Und wie ein gleißender, weißer Lichtstrahl schoss mir der Gedanken durch den Kopf, "so fühlt sich sterben an".
Und ich verweile bei diesem Gedanken, während sich dieses dunkle Kribbeln/Vibrieren über meinen ganzen Körper ausgebreitet hatte. Ein eigenartiges, sehr dunkles Kribbeln, aber nicht dunkel wie im Verhältnis zu hell. Dunkel, im Vergleich zu Tönen: es gibt sonore, dunkle, tiefe vibrierende Töne und feine, helle Töne.
Und als ich noch eine Weile darüber nachdachte "so fühlt sich Sterben an", jedoch weder in feststellender Weise, noch in fragender Weise, eher, sowohl als auch, war da zugleich dann der sich ausdehnende Gedanke: 'dann ist Sterben eigentlich gar nicht so schlimm'; wenn sich so Sterben anfühlt, dann braucht man vor dem Sterben gar keine Angst zu haben.
Das vibrierende Kribbeln, welches meinen ganzen Körper eingehüllt hatte, fühlte sich auf einmal angenehm warm an und setzte sich in endlosen Wellen fort, wie die Wellen in einem Teich, in den man einen Stein geworfen hat und mein Körper war wie dieser Stein.
Und ich ließ mich einfach in dieses kribbelnde, dunkle Vibrieren hinein fallen, mit einer alten Selbstverständlichkeit, um abzuwarten, was passieren würde. Und der Gedanke: "so fühlt sich Sterben an" beherrschte weiterhin, über Allem, 'mein Denken', so, wie sich bei Tag und bei Nacht der Himmel über die Erde spannt.



Eigentlich war es nicht wirklich mein (individuelles) Denken, sondern, sie wurden vielmehr gedacht - und trotzdem war es (auch) mein Denken.



Während ich noch gelassen und regungslos in dieser Position verharrte und diese in unendlicher Zeitlosigkeit beibehalten könnte, merkte ich, wie auf der gegenüberliegenden Seite meines Gesichtsfeldes die sich ins Unendliche auszudehnende Schwärze zu einem langsam heller werdenden Grau aufhellte welches schließlich die Farbe von dunklem Lehm annahm.
Und ich erkannte, dass ich mich nicht, wie gefühlt, in einem sich unendlich ausgehenden zeitlosen Raumgefüge befand.
Ich sah, wie sich dieser Raum verformte und wurde mir bewusst, dass ich mich in einem überdimensionalen Schädel befinden musste, dessen Vorderseite sich in meinem Rücken befand, ohne mich jedoch daran angelehnt zu haben.
Und ich sah die feine Maserung der matt glänzenden Knochenstruktur in dem nun vorherrschenden, milchig-bleichen, diffusen Licht.

Plötzlich, während ich noch fasziniert die gleichmäßig gewölbte Schädelwand mit ihren plastisch hervortretenden Reliefs betrachtete, wurde ich von einem Geräusch abgelenkt, das erste Geräusch überhaupt, welches ich während meines Hier seins wahrnehme. Und ich sehe, wie sich links unten, etwa im oberen Teil des unteren Drittels der Schädelform ein feiner Riss abzuzeichnen beginnt und gleichzeitig das trockene Geräusch, wie von einer zerbrechenden Walnussschale höre.


Plötzlich fällt ein, von dem feinen Rissverlauf gezeichnetes, nicht allzu großes Knochenstück nach außen des Schädels und ein helles, weißes Licht strahlt von Außen in die Dunkelheit ins Innere.
Das Licht außerhalb vermischt sich mit einen hellen Blau, wie wenn man zwei Farben zusammenschüttet, während die Farbschlieren sich langsam zu vermischen beginnen, ohne jedoch zu einer gleichmäßigen neuen Farbe zu werden.

Und während ich noch fasziniert auf dieses Lichtgeschehen sehe, fühle ich, wie ich mich erhebe, um näher an dieses Licht zu gelangen, um zu sehen, was sich hinter dem Licht befindet.
Noch während ich auf die Lücke in der Schädelwand, auf das Licht außerhalb zu gleite, um zu sehen, was außerhalb des Schädels ist, 'höre' ich eine wohlklingende, doch neutrale, aber dennoch keinen Widerspruch duldende Stimme, die schnell den ganzen inneren Raum ausfüllt:

"Du darfst hier nicht weitergehen, bleibe zurück, deine Zeit ist noch nicht gekommen"!

Ehe ich noch der Stimme folgen konnte, bemerkte ich, dass mich wie eine unsichtbare Wand, ein Energiefeld, davon abhielt, weiter auf das noch in einiger Entfernung vor mir, sich miteinander umschlingend bewegenden weiß-blaue-Licht, zuzugleiten.
Sanft wurde von der unsichtbaren Barriere wieder zurück gestoßen, quer, hinüber gleitend zu der rechten Seite der im Dunkeln liegenden Schädelform hin.

Und plötzlich merkte ich, dass ich diese Ebene verlassen hatte und mich wieder an meinem Platz in der grob stofflichen Realität befand.

Zurück bleibt, nach dieser unvergesslichen Erfahrung, die absolute Gewissheit, für mich hat der Tod seinen Schrecken jedenfalls verloren ...

Ein Blich auf die Uhr auf meinem Nachttisch zeigte mir, dass es gerade 03:32 geworden ist.

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Dazu (weil es mir keine Ruhe gelassen hat) soll(te) ich dir Folgendes sagen: 'Der Tod ist nicht so, wie die alles besser wissen wollenden Schlaumeier immer erzählen.
Er ist weder schmerzhaft, qualvoll, noch ist der Moment des Sterbens mit dem "Todeskampf" verbunden; dass ist auch nur wieder einer der dummen Schlaumeiersprüche, mit denen man die Menschen in Angst versetzen will.
Wie oft sind diese Sprücheklopfer eigentlich schon gestorben, dass sie alles darüber so genau wissen wollen?
Der einzige Kampf, den man zu bestehen hat, ist der Lebenskampf und den darfst du tag-täglich deines Lebens führen. Der Augenblick des Todes ist genau ganz anders.
Wenn du Angst vor dem Tod hast, dann müsstest du jeden Abend, wenn du schlafen gehst, das gleiche Angsterlebnis haben. Der Moment des Todes, des Sterbens, ist in etwa genau der gleiche Vorgang, du merkst den Übergang nicht einmal, genau so wenig, wie wenn du vom Wachzustand in den Schlafzustand übergehst. Und wenn du die Schwelle überschritten hast, dann endest du nicht in "ewige Bewusstlosigkeit", die man in endloser Unerträglichkeit "danach ertragen muss". Im Gegenteil, nicht "ewige Bewusstlosigkeit", sondern ein viel umfassenderes, geschärftes Bewusstsein steht dir zur Verfügung und das erste, dessen du dir nach dem Übergang bewusst bist, ist das Gefühl unendlicher Geborgenheit und vertrauter Sicherheit.
Zu dem Zeitpunkt ist das Wissen um dein gerade zu Abschluss gekommenes, irdisches Leben nicht vorhanden - als habe es nicht stattgefunden.
Vielleicht wirst du dir gerade noch bewusst, 'so fühlt sich Sterben an', aber ausser einer leichten Verwunderung darüber betrachtest du diese Erkenntnis völlig gelassen, und diese Gelassenheit ist aber auch schon das einzige Gefühl, welches du diesem Umstand entgegen bringst.
Und während du dir deines neuen Bewusstseins noch bewusst wirst, gehst du Schritt für Schritt deiner neuen "Existenz" entgegen, deinem neuen Sein und ein unbeschreibliches Gefühl der Freude, die sich tief aus deinem inneren Mittelpunkt entfaltet, umfängt dich und breitet sich immere weiter um dich herum aus.
Das gesagt, sollte dir deine "Angst vor dem Tod" und alles, was du damit bisher verbunden hast, abnehmen.

Zynisch und (un)angebracht, jetzt noch die Frage aus der R-Kath.-Osterliturgie: 'Tod, wo ist (denn nun) dein Stachel?'